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111 | Kurt Tucholsky über Cabaret

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    „»Das», sagen die Leute oft, wenn sie einen Vers von mir lesen, «fällt Ihnen gewiß sehr leicht. Es klingt, als ob...» – «Ich es aus dem Ärmel geschüttelt hatte, wie?» sage ich dann. «Ja», sagen die Leute.

    Die Mühe, die es macht, der deutschen Sprache ein Chanson – und noch gar eins für den Vortrag – abzuringen, ist umgekehrt proportional zur Geltung dieser Dinge ... Ich habe nie geglaubt, daß so viel Arbeit dahinter steckt, um zu erreichen, daß Leute abends zwei Stunden lachen, ohne daß sie und die Autoren sich hinterher zu schämen haben.“

    Kurt Tucholsky war einer der erfolgreichsten Chanson-Dichter seiner Zeit – und ist es bis heute. Er wusste genau, ein Text für die Bühne ist etwas ganz anderes als ein Gedicht zum Lesen:

    „Ein Couplet -  das ist eine mehr oder minder roh zusammengehauene Sache, ein Sammelsurium faulster Witze, ein grobes Gedicht - zum Schluß mit dem unvermeidlichen Refrain, der möglichst zweideutig und möglichst unsinnig zu sein hat, damit er zieht.
    Das deutsche Couplet, das keineswegs literaturfähig ist, steht fest auf zwei dicken Säulen: auf dem Stumpfsinn und auf der Zote. Dabei sind die Möglichkeiten, aus dem Couplet etwas durchaus Salonfähiges und Geistvolles zu machen, gegeben. Freilich gehören einige Kleinigkeiten dazu: Gesinnung, Geschmack und großes Können.“

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste