12 | Verfassung und ihre Feinde
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Audioguide zum Nachlesen Die „Verfassung des Deutschen Reiches“ von 1919, auch „Weimarer Verfassung“ genannt, war die erste praktizierte demokratische Verfassung Deutschlands. Sie galt zu ihrer Zeit als eine der fortschrittlichsten Verfassungen überhaupt. Zahlreiche ihrer Artikel waren direkt der Paulskirchenverfassung von 1848 entnommen und flossen später in das heute geltende Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.
„Artikel 1: Das Deutsche Reich ist eine Republik. Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.
Artikel 4: Die allgemein anerkannten Regeln des Völkerrechts gelten als bindende Bestandteile des deutschen Reichsrechts.
Artikel 109: Alle Deutschen sind vor dem Gesetze gleich. Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten.“
Doch hatte diese Verfassung von Anfang an mächtige Feinde. Die größten Teile des Militärs, der Beamten, der Justiz und der Lehrer standen ihr ablehnend gegenüber – sie blieben kaisertreu und antidemokratisch. Wir zeigen drei Beispiele: einen indirekten Mordaufruf, eine Polemik und die Verklärung des verfassungsfeindlichen Kapp-Putsches:
„Karl Helfferich: Fort mit Erzberger, 1919
Wilhelm Stapel: Die Fiktionen der Weimarer Republik, 1928
Manfred von Killinger: Ernstes und Heiteres aus dem Putschleben, 1933“
Gegen diese Übermacht der Gegner hatte die Republik nie eine Chance. Tucholsky sprach einmal von der „Republik ohne Republikaner“ und stellte schon 1919 fest:
„Ich resigniere. Ich kämpfe weiter, aber ich resigniere. Wir stehen hier fast ganz allein in Deutschland – fast ganz allein.“
Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste