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10 | „Die Weltbühne“ - Mit Hass aus Liebe

  • Die Schaubühne, erster Jahrgang 1905

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Schaubühne, dritter Jahrgang 1908

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Schaubühne, dritter Jahrgang 1908

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Schaubühne, Februar 1918

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Weltbühne, April 1918

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Weltbühne, Dezember 1920

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Weltbühne, Oktober 1932

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Die Neue Weltbühne, Juni 1933

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    „Die Weltbühne“ war eine Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. Sie wurde von Siegfried Jacobsohn in Berlin zunächst als reine Theaterzeitschrift unter dem Namen „Die Schaubühne“ gegründet. Das erste Exemplar der roten Hefte erschien im September 1905. Im April 1918 wurde „Die Schaubühne“, die sich nach und nach für wirtschaftliche und politische Themen geöffnet hatte, in „Die Weltbühne“ umbenannt. In dem Aufsatz „Wir Negativen“ formulierte Tucholsky 1919 das Programm:

    „Wir wollen kämpfen mit Haß aus Liebe. […] Wir kämpfen allerdings mit Haß. Aber wir kämpfen aus Liebe für die Unterdrückten, die nicht immer notwendigerweise Proletarier sein müssen, und wir lieben in den Menschen den Gedanken an die Menschheit.“

    „Die Weltbühne“, die Jacobsohn als sein „geronnenes Herzblut“ bezeichnete, hatte eine nur geringe Auflage von rund 15.000 Exemplaren. Zur Öffentlichkeit drang sie dennoch durch. Die Aufdeckung der Fememorde innerhalb der Schwarzen Reichswehr zählte zu ihren publizistischen Erfolgen. Ihre Berichte über die heimliche Aufrüstung der Reichswehr und Tucholskys Satz „Soldaten sind Mörder“ führten später zu den so genannten „Weltbühne-Prozessen“.

    In den Mittelpunkt ihrer radikal-demokratischen Publizistik stellte die „Weltbühne“ ein modernes Freiheitsideal. Tucholsky formulierte es so:

    „Es gibt einen Organismus, Mensch geheißen, und auf den kommt es an. Und ob der glücklich ist, das ist die Frage. Daß der frei ist, das ist das Ziel. Gruppen sind etwas Sekundäres - der Staat ist etwas Sekundäres. Es kommt nicht darauf an, daß der Staat lebe - es kommt darauf an, daß der Mensch lebe.“

    Nach dem Reichstagsbrand wurde „Die Weltbühne“ im März 1933 verboten. Den Herausgeber Carl von Ossietzky quälten die Nationalsozialisten im KZ zu Tode. Eine Exil-Redaktion führte sie unter dem Titel „Die neue Weltbühne“ in Österreich fort. Sie verstand sich als Forum für eine Volksfront gegen Hitler, bis sie 1939 abermals verboten wurde.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien „Die Weltbühne“ wieder unter ihrem ursprünglichen Namen in Ost-Berlin. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen über die Titelrechte musste sie 1993 endgültig eingestellt werden.

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste