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9 | Foto Siegfried Jacobsohn - Geronnenes Herzblut

  • Siegfried Jacobsohn 1904

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Siegfried Jacobsohn Visitenkarte

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Siegfried Jacobsohn mit Familie, Sylt 1924

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Siegfried Jacobsohn Brief an Else Weil, 1925

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Portrait Siegfried Jacobsohn 1925

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    Siegfried Jacobsohn wurde 1881 in Berlin geboren. Er machte sich seit 1905 als Herausgeber der wichtigsten und angriffslustigsten Theaterzeitschrift vor dem ersten Weltkrieg, „Die Schaubühne“, einen Namen.

    Acht Jahre später stieß der Jurastudent Kurt Tucholsky zur Wochenzeitschrift und wurde schon bald zum wichtigsten Mitarbeiter – und ihr Herausgeber zu seinem Mentor. Die Beziehung zwischen Tucholsky und S.J. [Betonung] war keineswegs nur beruflicher Natur. Tucholsky schrieb später über ihn:

    „Er war der Empfänger, für den wir funkten. Ein Lehrer, kein Vorgesetzter; ein Freund, kein Verlagsangestellter; ein freier Mann, kein Publikumshase.“

    In der Weimarer Republik öffnete sich das „Blättchen“, wie Jacobsohn und Tucholsky die Zeitschrift nannten, zunehmend auch politischen Themen und wurde 1918 in „Die Weltbühne“ umbenannt. Wie Tucholsky schilderte, folgte Jacobsohn bei seiner demokratischen Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur nur einem Ziel:

    „Was im Blatt stand, das drang weit ins Land - totschweigen half nicht, kreischen half nicht, nach ›Motiven‹ suchen half nicht, denn es waren keine andern da, als nur eines: der niemals zu unterdrückende Drang, die Wahrheit zu sagen.“

    Nach seinem Tode im Dezember 1926 übernahm Tucholsky für wenige Monate die Leitung der „Weltbühne“, die er jedoch schon im Mai 1927 an Carl von Ossietzky weitergab.

    Den Verlust Siegfried Jacobsohns beschrieb Tucholsky so:

    „Der feinste Aufnahmeapparat, den dieser Mann darstellte, feuerte zu höchster Leistung an - vormachen konnte man ihm nichts. Er merkte alles. Tadelte unerbittlich, aber man lernte etwas dabei. Ganze Sprachlehren wiegt mir das auf, was er ›ins Deutsche übersetzen‹ nannte. Einmal fand er eine Stelle, die er nicht verstand. »Was heißt das? Das ist wolkig!« sagte er. Ich begehrte auf und wußte es viel besser. »Ich wollte sagen . . . « erwiderte ich - und nun setzte ich ihm genau auseinander, wie es gemeint war. »Das wollte ich sagen«, schloß ich. Und er: »Dann sags.«

    Daran habe ich mich seitdem gehalten.“

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste