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5 | Leihschein - Ein märkischer Goethe

  • Fontane Gravure 1882

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Bibliotheksleihschein 1915: Theodor Fontane "Causerien übers Theater"

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • "lirum larum" Eintrag von Kurt Tucholsky in seinem "Sudelbuch", Dezember 1935

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Frontispiz in "Plaudereien über Theater" von Theodor Fontane, handschriftlich: "Der kommt am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht"

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    „Dass du die Wanderungen Fontanes liest, finde ich beinahe rührend. Übrigens geht es mit ihm – cum grano salis – wie mit Joethen: in seinen Werken ist er nie ganz zu finden. Ganz rein hast Du ihn: in den Altersversen; in allen Briefen; in den ›Causerien über Theater‹ und in den Autobiographien (›Meine Kinderjahre‹ und ›Von Zwanzig bis Dreißig‹). Dies gelesen habend, wirst Du wissen, warum sein Bild in meinem Zimmer hängt.“ 

    … schrieb Kurt Tucholsky im März 1935 an seine Schweizer Freundin Hedwig Müller.

    Wie der Leihschein aus der Königlichen Bibliothek beweist, war er schon früh auf den märkischen Dichter gestoßen und verehrte Fontane sein Leben lang.

    1919 schrieb er in einem Essay zu Fontanes 100. Geburtstag:

    „Der alte Fontane ist nicht am 20. September 1898 gestorben. Er starb am 1. August 1914.“

    An diesem Tag begann der Erste Weltkrieg. Für Tucholsky verkörperte Fontane all das, was im Ersten Weltkrieg untergegangen war: das alte bürgerliche Europa, sein Takt, seine Feinheit, seine Humanität.

    Er liebte Fontane auch für seine feinen ironischen Beobachtungen. Noch kurz vor seinem Freitod zitierte Tucholsky  Fontanes Gedicht „Summa Summarum“ in seinem Sudelbuch. Er übertrug dessen ironische Lebensbilanz auf seine eigene, verzweifelte Situation:

    „Lirum larum Löffelstiel / Alles in allem: es war nicht viel.“

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste