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4 | Foto Dr. med. Else Weil

  • Else Weil

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    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Else Weil

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Dissertation von Else Weil, 1918

    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Heiratsurkunde

    Heiratsurkunde von Kurt Tucholsky und Else Weil, 1920, mit Ergänzungen (Scheidung) von 1924 und 1933 (Namensänderung)

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    Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    Wer war jene Claire, die mit dem 21jährigen Jura-Studenten Tucholsky 1911 nach Rheinsberg gereist war und die Atmosphäre der Erzählung „Ein Bilderbuch für Verliebte“ entscheidend geprägt hatte?

    Die Schriftstellerin Gabriele Tergit weiß:

    „Seine bezaubernde erste Frau, eine Ärztin, hat Tucholskys Sprache in ‘Rheinsberg’ erfunden“.

    Stimme 1

    Else Weil wurde 1889 als Tochter jüdischer Eltern in Berlin geboren. Nach dem Abitur begann sie als eine der ersten Frauen in Preußen ein Studium der Medizin an der Berliner Universität. 1917 erhielt sie die Zulassung als Ärztin und promovierte zum Doktor der Medizin. Bis in die 1930er Jahre war sie – mit Unterbrechungen – als Ärztin tätig.

    Im Dezember 1933 wurde ihr als Jüdin die kassenärztliche Zulassung entzogen. Sie schlug sich als Haushälterin durch und entschloss sich im Oktober 1938 zur Emigration nach Frankreich. Dort lebte Else Weil zunächst in Paris, floh 1940 jedoch vor den Nazis in den unbesetzten Teil nach Aix-en-Provence. In einem Brief vom 3. September 1941 berichtete Else Weil ihrem Bruder über die Stationen ihrer Flucht: 

    „Was mich betrifft, geht es mir nicht schlecht. Ich war, wie alle Frauen meiner Herkunft und ohne Kinder, im Lager von Gurs, aber da ich freiwillig als Ärztin gearbeitet habe, hatte ich alle möglichen Erleichterungen, und ich kam sehr schnell frei. Ich bin nach Aix zurückgekehrt, wo sich viele meiner Freunde befinden.“

    Im Sommer 1942 wurde sie als eine von insgesamt 23.000 staatenlosen Juden von den französischen Behörden verhaftet und an die deutschen Besatzer ausgeliefert.

    Im September verließ jeden zweiten Tag ein Transport den Bahnhof „Du Bourget / Drancy“ im Nordosten von Paris in Richtung Auschwitz. In den Waggons wurden mehr als 1.000 Juden zusammengepfercht, darunter über 100 Kinder. Auf einer Liste für den Transport vom 9. September 1942 wird unter der Nummer 49 auch Else Weil aufgeführt:

    „Weil, Else, 19.6.89, Berlin, Ex-Allemande, Médecin.“

    Keiner der Deportierten hat überlebt.

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste