Container für Inhalte

23 | Totenmaske

  • Totenmaske

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    Nach der Einnahme von Tabletten starb Kurt Tucholsky am 21. Dezember 1935 im Alter von nur 45 Jahren.

    Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht endgültig geklärt. War es ein Freitod oder Mord? Oder war die Überdosis unbeabsichtigt?

    Die Briefe Tucholskys zeigen ihn in seinen letzten Jahren als einen zutiefst resignierten, vereinsamten und körperlich geschwächten Menschen. Wegen einer chronischen Stirnhöhlenvereiterung litt er an Kopfschmerzen und Atemnot und klagte nach sieben Nasenoperationen:  

    „ich gehe zur Operation wie zum Haareschneiden. […] mir wird mein Leben gestohlen von irgend etwas, das auf mir liegt wie eine graue Decke.“

    Vieles spricht dafür, dass Tucholsky im Dezember 1935 sterben wollte. An seine geschiedene zweite Frau Mary schrieb er am Tage seines Todes:

    »O - Angst« . . .  nicht vor dem Ende. Das ist mir gleichgültig, wie alles, was um mich noch vorgeht, und zu dem ich keine Beziehung mehr habe. Der Grund zu kämpfen, die Brücke, das innere Glied, die raison d'être fehlt.“

    Nach dem Tod Tucholskys wurde ein Gesichtsabguss aus Gips angefertigt. Eines von den drei Exemplaren der Totenmaske hat unser Museum aus dem Privatbesitz des Tucholsky-Biographen Michael Hepp erworben.

    Sein Gesicht scheint einen Ausdruck zu zeigen, den er in seinen letzten Lebenswochen in seinem „Sudelbuch“ notiert hatte:

    „Wenn ich jetzt sterben müßte, würde ich sagen: ›Das war alles?‹ - Und: ›Ich habe es nicht so richtig verstanden.‹ Und: ›Es war ein bisschen laut.‹“

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste