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22 | Foto Hedwig Müller

  • Hedwig Müller (von Tucholsky "Nuuna" genannt)

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Balthus: Portrait Hedwig Müller

    (c) Kurt Tucholsky Literaturmuseum CC-BY-NC-SA

  • Audioguide zum Nachlesen

    Audioguide zum Nachlesen

    Im August 1932 bot die Schweizer Schriftstellerin Aline Valangin dem Emigranten Kurt Tucholsky in ihrem Tessiner Sommerhaus Obdach. Dort lernte er die Ärztin Dr. Hedwig Müller aus Zürich kennen, die er „Nuuna“ nannte.

    Noch im gleichen Monat besuchte er die neue Freundin in Zürich und wohnte schließlich bis zum September 1933 bei ihr. Tucholsky meldete sich Ende November sogar offiziell in Zürich an.  

    In diese Zeit fiel seine Entscheidung, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Im September 1932 hörte er auf zu schreiben. Nach 20 Jahren, in denen er mit seiner Literatur die Menschen aufzuklären versuchte, meinte er versagt zu haben. In seinen Briefen an Nuuna lesen wir immer wieder verzweifelte Äußerungen wie folgende:
     

    „[…] ich schäume hier nicht herum, ich behellige auch keinen Menschen mit meinen Gedanken, und ich weiß, daß die Welt immer weiter geht. Nur eben ohne mich. Ich

    werde das nie mehr mitmachen können […] Würde ich noch einmal richtig gesund, so schriebe ich, vielleicht - aber niemals wieder das, und niemals wieder so.“

    Am 10. Mai 1933 verbrannten Studenten in vielen deutschen Städten als „undeutsch“ eingestufte Literatur. So auch die Bücher Tucholskys. Im August stand sein Name auf der ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs.

    Als im September 1933 seine Aufenthaltsgenehmigung für Zürich ablief, ging er zurück nach Schweden. Die Briefe, die er nach Zürich an „Nuuna“ sandte, geben Auskunft über seine tiefe Verzweiflung an Deutschland.

    Gesprochen von Nicole Kleine und Wiglaf Droste